06.März.2021 - Markus Schulz
Die Schönheit der Innovation
Design Thinking und Spiritualität
Die Welt steht Kopf. Es ist Corona. Familienalltag, Arbeitsleben, Kommunikation – so vieles muss auch nach einem Jahr Pandemie noch täglich neu erfunden werden. Was ist jetzt? Und was kommt danach?
Du stehst vor einem Problem, hast vielleicht nicht einmal die Frage schon im Kopf, die dich auf die Spur der Lösung bringen könnte. Aber du siehst: Es muss und es wird sich etwas ändern. Die Schule des Design Thinking geht mit der Welt – egal ob IT, Finanzen oder Autobauer – schon lange so um. Vom Entdecken der Frage über die Prototypen der Lösung bis zum Ende des Problems denken und entwickeln viele mit. Interdisziplinär, kreativ, emphatisch, mutig und lösungsorientiert.
Mich fasziniert dieser Zugang. Er ist ja nicht brandneu, stammt aus den 90er Jahren des letzten Jahrtausends. Weiterentwickelt und häufig angewandt ist er aber immer noch aktuell. Gerade in den kommenden Tagen wird auf der munich creative business week über Innovation im Arbeitsleben aus der Designer-Perspektive nachgedacht. Grundlage ist eben Design Thinking.
Verstehen – beobachten – Standpunkt definieren – Ideen finden – Prototyp – testen. So geht man methodisch vor.
Ich finde, das ist eine grundlegend spirituelle Haltung. In ihren besten Zeiten ist auf ziemlich ähnliche Art und Weise Kirche entstanden, hat sie sich neu erfunden und dabei ausprobiert, was die Menschen in einem veränderten Kontext gerade brauchen. Dabei hat sie Geschichte geschrieben, z.B. 1700 Jahre freier Sonntag. Aktuell ist es wohl notwendig, den einen freien Tag neu zu definieren. Arbeitswelt, Lebensweise, Rhythmen sind so vielfältig geworden, dass das eine Modell schwer zu allen Menschen passt. Gleichzeitig zeigt sich gerade jetzt, in der Pandemie, wo Arbeit und Freizeit fast gar nicht mehr zu trennen sind, weil mein Job als Laptop auf dem freigeräumten Esstisch steht. Abschalten mit Freunden im Kino und danach Jazz Club – alles nicht drin. Vielleicht ein Ansatz für Design Thinking?
- Verstehen, dass Unterbrechung des Alltags und ein Rhythmus von Anspannung und Entspannung elementar wichtig für Menschen sind.
- Beobachten, dass längst nicht alle am Sonntag frei haben und gleichzeitig unter dem Einzug der Firma bei ihnen zuhause leiden.
- Einen Standpunkt definieren – wie kann der aussehen in einer multioptionalen Gesellschaft, die Homeoffice fördert und nahezu jede Gestaltungsoption offenhält?
- Ideen finden, wie ein neuer Rhythmus aussehen kann und dann mit einem Prototyp in die Testphase.
Ein aufmerksamer Weg, der tief in die eigene Seele und den Körper hineinspürt und damit zugleich offen wird für das Gegenüber, den „Nächsten“, wie Jesus es sagte, liegt im Beten. Eigentlich ist es sogar eine Dreiecksgeschichte: In mich hineinspüren, Gott dabei als mein Gegenüber wahrnehmen und offen werden für die Menschen um mich herum. Verstehen, beobachten, einen Standpunkt definieren, Ideen finden und mit einem Prototyp neues ausprobieren.
Ganz interdisziplinär bin ich gespannt, was ich vom Design Thinking für das Startup „Kontor Beuggen“lernen kann. Und ich hätte so gerne noch mehr interdisziplinäres Denken dabei. Hat jemand Lust, mitzudenken?