Kontor Konkret

13.Dezember.2021 - Martina Dinner

Und täglich grüßt das Murmeltier…. 

Und täglich grüßt das Murmeltier…. 
 
Wer kennt nicht diesen Film aus den Neunzigern? In „Täglich grüßt das Murmeltier“ spielt Bill Murray den Wetteransager Phil, der in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag wieder und wieder erlebt.  
Phil sitzt in einem kleinen Kaff in Pennsylvania fest und soll am 2. Februar den Tag des Murmeltiers im Fernsehen kommentieren. Erwacht es zu diesem Tag und wirft es einen Schatten, bleibt es noch einige Wochen winterlich.  

Um diesen Mumeltiertag herum gibt es in dem Städtchen ein großes Spektakel, auf welches Phil aber nur arrogant herabblicken kann. Er will die Sache möglichst schnell abhaken und dann den Mief der Kleinstadt hinter sich lassen. 
Doch das klappt irgendwie nicht. Jeden Morgen wacht er erneut in derselben Stadt auf und der Murmeltiertag geht von vorne los.  
 

So komme auch ich mir vor. 
Auch ich sitze in einer Zeitschleife fest. In der Corona-Zeitschleife. Was wir schon vor einem Jahr zur Advents- und Weihnachtszeit erlebt haben, wiederholt sich jetzt. Nur dass die Zahlen dramatischer sind als vor einem Jahr und die Klinikbetten noch voller. 
 
Ich frage mich, wann wir aus der Nummer endlich wieder herauskommen. Wann wir endlich aus dieser Zeitschleife herausdürfen. 
 
Und ich frage mich auch, welchen Beitrag Christen leisten können, damit die Zahlen sinken, die Intensivstationen nicht mehr überfüllt sind und das öffentliche Leben wieder normal werden kann.  
 
Im Zusammenhang mit diesem Nachdenken bin ich auf ein Zitat von Martin Luther gestoßen. Es stammt aus dem Jahr 1527 als in Wittenberg die Pest ausgebrochen war. In einem Brief an Johann Hess schrieb er: 

„Wenn Gott tödliche Seuchen schickt, will ich Gott bitten, gnädig zu sein und der Seuche zu wehren. Dann will ich das Haus räuchern und lüften, Arznei geben und nehmen, Orte meiden, wo man mich nicht braucht, damit ich nicht andere vergifte und anstecke und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde. Wenn mein Nächster mich aber braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen. Siehe, das ist ein gottesfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn und dumm und dreist ist und Gott nicht versucht.“ (Luthers Werke Band 5, Seite 334f.) 

Als ich das Zitat hörte, kam es mir wie ein hellsichtiger Kommentar zur Corona-Krise vor. 
Ja, was angesagt war, um der Pest entgegenzutreten, ist auch angezeigt, wenn es um Corona geht: Das Haus lüften, Arznei (=Impfung) nehmen und geben und Kontakte meiden, wo immer sie verzichtbar sind. 
 
Was hätte wohl Luther darum gegeben, wenn es damals schon Impfstoffe gegeben hätte! Wie viele Menschen sind damals an Krankheiten gestorben, über die wir uns heute keine Gedanken mehr machen müssen, weil es hervorragende medizinische Maßnahmen dagegen gibt. Das ist eigentlich ein Grund zur Dankbarkeit vom frühen Morgen bis zum späten Abend. So vieler „Seuchen ist gewehrt worden“. 
Wären diese medizinischen Möglichkeiten schon zu Luthers Zeiten gegeben gewesen, so hätte er das vermutlich als Gottesgeschenk betrachtet und sich freudig zum Impfen in der Reihe angestellt. 
 
Im Murmeltier-Film ist es so, dass Phil durch das Festsitzen in der Zeitschleife zu einem besseren Menschen wird. Seine Arroganz legt er ab, wirkt segensreich in das Leben anderer Menschen hinein und findet am Ende auch die große Liebe. Gemeinsam mit seiner Liebsten darf er dann die Zeitschleife verlassen. 
 
Wann ist wohl bei uns soweit, dass wir soweit geläutert sein werden, dass noch viel mehr Menschen die Impfungen als Segen betrachten können und das Vermeiden von unnötigen Kontakten als Pflicht? 
Wann ist es so soweit, dass den Skeptikern bewusst ist, dass sie im Falle einer schweren Erkrankung möglichweise einem Infarktpatienten das Intensivbett wegnehmen und dieser vielleicht im Krankenwagen auf der Suche nach einem freien Bett verstirbt? Wann ist es soweit, dass wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen Verantwortung tragen? 
Wann ist es soweit, dass wir nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Nächsten lieben? 
Ich hoffe bald!

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