Kontor Konkret

02.April.2021 - Markus Schulz

Karfreitag – 1. fuck up night der Geschichte?

An vielen Orten gibt es sie inzwischen: fuck up nights. Auch in Basel, auch in Leipzig. Und in Leipzig liest man auf der Homepage https://fuckupnightsleipzig.de :

 

„Fehler, Sackgassen, Irrtümer – wir feiern das Scheitern. Warum? Weil man daraus lernen kann. Und zwar mehr als aus jeder Erfolgsgeschichte.

Auf einer FuckUp Night sprechen mutige Macher öffentlich über Projekte, die gewaltig schief gelaufen sind. Und teilen ihre Erfahrung mit der Community. Die Veranstaltungsreihe ist angetreten, Scheitern gesellschaftlich, politisch und persönlich zu entstigmatisieren.“

 

Im Kontor Beuggen haben wir auch einige Erfahrung mit nicht so gut gelaufenen Projekten. Wir wären gerne weiter als wir es sind mit unserer Idee, Kunst und Spiritualität einen Raum zu m Leben zu ermöglichen. Irgendwann tauchte bei uns die Frage auf: Könnten wir nicht ein guter Ort für fuckup nights in der Region sein? Nicht weil wir mehr scheitern als alle anderen, sondern weil unser spirituelles Anliegen etwas damit zu tun hat.

 

Meine Erfahrung mit Fehlern ist nicht wirklich so, dass sie entstigmatisiert wären. Euphemistisch spricht man eher von „Challange“ oder „nicht optimal gelaufen“, von „agiler Entwicklung“ & Co. Dass jemand zugibt, einen Fehler gemacht zu haben und sich vielleicht sogar bei jemandem entschuldigen müsste, der oder die betroffen war – eher nicht.

 

Jetzt, vor Ostern, wird mir eins wieder deutlich: Der Kern in meinem Glauben ist eine fuck up night – oder ein fuck up Nachmittag. Schwer verständlich, ziemlich martialisch und nicht wirklich schön ist Karfreitag. Ein Mensch, der sein ganzes Leben für andere einsetzt, scheitert am damals wohl grausamsten Folterwerkzeug. Zur Schau gestellt als Abschreckung für andere. Ein Fehler im System der Menschlichkeit und ein Fehler im System der Liebe Gottes. Der wird auch nicht schöngeredet, im Gegenteil: Es ist kaum nachzuvollziehen, warum Jesus, ein hingebungsvoll liebender Mensch so enden sollte. Tonnenweise Bücher sind darüber geschrieben worden. So ganz erklärlich ist es aber nicht.

 

Nach Karfreitag lieg ein Samstag, der nicht so recht einzuordnen ist in die Reihe der Festtage. Irgendwie eine Pause, nichts Halbes und nichts Ganzes.

Dann kommt Ostern, Sonntag, Morgenlicht, aufgehende Sonne, Leben.

 

FuckUp-Erfahrungen erlebe ich genau so: Scheitern, manchmal unerklärlich, obwohl der Businessplan so gut war. Dann eine Pause, abwarten, nachdenken, ruhen lassen. Und dann wieder Morgenlicht, neues Leben.

 

Ich glaube wirklich, dass Kontor Beuggen genau deshalb ein guter Ort für fuck up nights in der Region sein kann.

Letzte Blogeinträge