19.März.2021 - Michael Born
Die Schule der Mönche
Ich bin ganz ehrlich: Ich liebe mein Smartphone. Ich wüsste gar nicht, wie ein Leben ohne noch funktionieren würde. So viele Dinge sind einfacher mit diesem schlauen Gerät. Und ich habe auch meine wichtigsten Arbeitsunterlagen immer in der Hosentasche und kann so jede kleine Pause nutzen, um ein paar Mails zu beantworten oder etwas zu recherchieren. Wenn ich gerade in Maps eine Adresse suche und wie lange ich dorthin brauche, dann ertappe ich mich manchmal bei dem Gedanken: „Wie haben die Menschen das früher eigentlich gemacht? Das Leben muss so unendlich schwieriger gewesen sein…“
Doch manchmal merke ich auch die Schattenseiten dieses „always on“ Geräts. Vielleicht kennst du das ja auch? Keine noch so kleine Pause bleibt ungenutzt. Jeder Leerlauf ist geprägt vom schnellen Griff in die Hosentasche und dem swipe über den Bildschirm.
Vor kurzem las ich ein Buch, das mich diesbezüglich doch sehr ins Fragen gebracht hat. Es heißt „Die Schule der Mönche“ von Peter Seewald, einem Journalisten, der von seiner Auszeit im Benediktinerkloster Montecassino berichtet. Viele unterschiedliche Lernerfahrungen berichtet er und nicht alle sind leicht zu verdauen. Und trotzdem faszinieren mich seine Einsichten in ein Leben, das von jahrhundertealten Ritualen geprägt ist und so viel mehr Ruhe und Kraft ausstrahlen als mein gehetztes „Smartphone-Leben“.
Seewald schreibt selbst in seinem Buch: „Längst ist deutlich geworden, dass diese Gesellschaft unmöglich weitermachen kann wie bisher. Dass grenzenloses Wachstum nicht die Lösung, sondern Teil des Problems ist. Wir halten ein Hochgeschwindigkeitsleben psychisch und physisch auf Dauer nicht aus. Und was die Schule der Mönche betrifft: Heute ist nicht mehr die Frage, ob diese uralten Regeln mit ihren Empfehlungen von Maß und Mitte, Demut und Selbstzucht nicht doch etwas altbacken sind, heute ist die Frage, ob es uns gelingt, diese Lebensregeln möglichst schnell wieder in uns und unsere Alltagskultur aufzunehmen, ähnlich einer wichtigen Arznei, die lebensrettende Wirkung hat. Sie mag manchmal ein wenig bitter schmecken, aber sie wirkt.“
Mich hat das Buch sehr ins Nachdenken gebracht:
- Wo brauche ich mehr Stille und Ruhe?
- Wo lebe ich zu schnell?
- Wie lerne ich auch Schweres und Leiden als ganz normalen Bestandteil des Lebens zu akzeptieren?
In jedem Fall eine lohnende Lektüre, ich kann sie dir nur wärmstens empfehlen. Gerade in herausfordernden Zeiten, in denen sich vieles neu ordnet.